Sonntag, 28. August 2022

Retour à la mer


Es war wie eine Reise in die Vergangenheit und ein Neuanfang zugleich. 

Wie sehr habe ich mich in den letzten Jahren nach einem Sommerurlaub mit meiner Familie gesehnt - einem Urlaub, wie ich ihn mir in Bildern und Momenten aus der Vergangenheit zusammengeträumt habe: sonnenwarme Haut, die Leichtigkeit von endlosen Tagen ohne Zeitgefühl, der Blick auf das endlose Meer, Sand berühren und Salzwasser schmecken und ein Herz, das sich ganz weit und frei anfühlt. 

Nach den letzten Jahren mit 3 Kindern, Mutterschaft und Elternschaft, zwei Umzügen, dem Verlust von geliebten Menschen, beruflichen Abschieden und Neuanfängen und nicht zuletzt Corona habe ich  ehrlich gesagt nicht mehr daran geglaubt, dass ich diese Leichtigkeit auf einer Reise zu fünft  jemals wiederfinde. 

Hoffnungsvoll haben wir es trotzdem gewagt und uns allen Bedenken zum Trotz auf die lange Reise Richtung Atlantik gemacht. Es war gleichzeitig auch eine Reise in ein Stück Vergangenheit, denn auf der Ile de Ré hat mein Mann lange Sommer seiner Kindheit verbracht.

Wir reisen über Paris. Die Kinder und ich wollen unbedingt den Eiffelturm sehen, uns von der Stadt der Liebe verzaubern lassen - wir sind nicht die Einzigen. Paris ist voll und noch lauter als unsere Kinder, die nach dem ersten Staunen lieber weiterreisen wollen - ans Meer, aber nicht ohne eine Hand voll kleiner Eiffeltürme in der Tasche.

Nach einer langen Autofahrt kommen wir endlich an - die Kinder können es kaum abwarten, das Meer zu sehen, das zum Glück auch abends noch offen hat. Sie sind alle drei so aufgeregt und voller Pläne für den nächsten Tag, dass sie kaum einschlafen können.

Ich spüre, es gibt hier so vieles loszulassen: Gedanken, Bilder, Erwartungen, Zweifel... Das viele Wasser hilft mir dabei. Und dann entsteht langsam der Raum für ein offenes Herz und der Blick für die Schönheit der vielen Momente, an die ich mich erinnern und hier aneinanderreihen will wie Perlen auf eine Kette.

Immer wieder das Meer und seine Weite - alleine der Blick darauf bringt mich irgendwie zur Ruhe. Unsere Kinder bekommen niemals genug vom Wasser und ich lasse mich mitreißen, tauche unter, spiele Beachtennis mit meinem Großen und ihr selbst ausgedachtes Spiel "Piranja". Kein Tag vergeht an dem wir nicht neue Meeres-Schätze finden - Fossilien sagt mein Jüngster. Der Abendspaziergang am Strand zum Leuchtturm und der Sonne dabei zusehen, wie sie im Meer untergeht, wie meine Freundin es versprochen hat. Am Leuchtturm stellen wir uns in die lange Schlange um hier das beste Eis zu essen und am letzten Abend Eismaccarons für alle. Auf dem Markt in Ars steht noch das selbe Karussell wie vor über 30 Jahren und Donin ist auch immer noch da. Wir Großen dürfen am Ende auch einmal mitfahren und fühlen uns wie im Märchen. Am letzten Abend, der viel zu schnell kommt, laden mein Schwager und seine Frau uns zum Essen zu sich ein, damit wir am Tag vor der Abreise nicht mehr kochen müssen - die Gemüsetürmchen sind so gut, dass ich zuhause immer noch davon schwärme. 

Mein Mann und die Kinder sind jetzt schon sicher, dass wir nächstes Jahr wiederkommen. Ich will ja auch  - am liebsten gleich - Au Revoir!















                                                             
                                            Paris






                                  Je veux de l′amour, de la joie, de la bonne humeur